groetzki

Patrick Groetzki (27)
Handballprofi & dualer Student

„Ach, du bist Sportler! Kann man denn davon leben?“ Dies ist eine Frage, die ich häufig zu hören bekomme, wenn ich anderen von meinem Beruf erzähle. Insbesondere, wenn diese keine Experten für meine Sportart sind.

Sicher eine sehr berechtigte Frage, denn es gibt wahrlich nicht sehr viele Sportarten, mit denen man sein Leben finanzieren kann. Vom Leben nach der Sportlerkarriere erst gar nicht zu sprechen. Deshalb heißt es Vorsorgen, um auf der sicheren Seite zu stehen. Dies ist der Grund, warum ich mich für die sogenannte „duale Karriere“ entschieden habe.

Irgendwie finde ich es komisch, über mich selbst zu schreiben. Wer ich bin? Patrick Groetzki, 27 Jahre alt, geboren in Pforzheim und aktuell Spieler der Rhein-Neckar-Löwen und der deutschen Handball Nationalmannschaft.

Seit dem 1. Oktober 2016 bin ich nicht mehr nur Handballprofi bei den Rhein-Neckar-Löwen, sondern zusätzlich Dualer Student für Medien & Kommunikationsmanagement beim Mannheimer Morgen. Während meiner Theoriephase studiere ich an der DHBW im Mannheim. Neben meinem täglichen Training im Sportzentrum in Kronau, arbeite oder studiere ich halbtags in Mannheim.
Warum mir ein zweites Standbein so wichtig ist? Wir Handballer verdienen, zumindest bei Vereinen in der 1. Bundesliga, gutes Geld, mit dem sich das Leben bestreiten lässt. Allerdings nicht so  viel, dass man nach der Karriere ausgesorgt hat. Viele Handballer streben deshalb neben der Sportkarriere eine duale Karriere an, um für die Zeit danach gewappnet zu sein. Zudem ist man eben auch nicht vor Verletzungen gefeit und eine Sportlerkarriere kann schneller vorbei sein, als sie begonnen hat.

Doch wieso erst jetzt? – Schließlich bin ich auch schon 27 Jahre alt. Mein Abitur habe ich bereits im Jahr 2009 am Otto-Hahn-Gymnasium in Karlsruhe gemacht. Danach beschloss ich, mich für eine gewisse Zeit ganz auf den Sport zu konzentrieren. Ich wollte sehen, ob ich die Ziele erreichen konnte, die ich mir selbst gesteckt hatte. Meine Karriere ging stetig voran. 2012 war dann jedoch  nicht mein Jahr. Eine schwere Knieverletzung zwang mich zu einer fünf-monatigen Pause. In dieser Phase wurde mir zum ersten Mal so richtig bewusst, wie schnell wieder alles vorbei sein kann. Natürlich weiß man das eigentlich vorher. Doch so richtig klar wird es einem häufig erst, wenn so ein Fall wirklich eintritt.

Daher entschloss ich mich für ein Fernstudium. Dieses Studium dümpelte jedoch irgendwie vor sich hin und nahm nie so richtig Fahrt auf. Die Motivation, sich immer wieder allein zu Hause hinzusetzen, schwand von Woche zu Woche. Der Studiengang war nicht das Problem, er war genau mein Ding. Es lag einfach an dem Modell des Fernstudiums. Es passte nicht zu mir. Bis zuletzt hoffte ich, einen Funken Ehrgeiz in mir zu finden und es doch noch durchzuziehen. Ich dachte mir, ein Studium mit Präsenztagen wäre die bessere Alternative… Doch wie sollte ich das mit dem Sport vereinbaren? War dies überhaupt möglich? Einige meiner Mannschaftskollegen studierten derweil an der SRH in Heidelberg. Es gab also gewisse Modelle, die es ermöglichten, ein Präsenzstudium mit dem Handball unter einen Hut zu bringen. Allerdings fand ich die dort angebotenen Studiengänge wenig reizvoll.

Ein berufsbegleitendes Studium schien in meinem Fall ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Doch dann öffnete sich eine unerwartete Tür und brachte mich an die DHBW und zum Mannheimer Morgen. Diesen neuen Teil meines Lebens begegne ich mit großer Motivation. Die größte Herausforderung ist aber definitiv, die Vorlesungen, welche ich durch das Training oder die Spiele verpasst habe, nachzuholen. Die Tatsache nicht mehr täglich alleine lernen zu müssen, feuert mich an. Vielleicht ist der Mannschaftssportler so tief in mir verwurzelt, dass ich einfach besser bin, wenn ich ein „Team“ um mich herum habe.

Mein Alltag gestaltet sich nun so: Morgens oder nachmittags Training, davor oder danach an die DHBW zur Vorlesung oder zum Mannheimer Morgen, am Abend das Verpasste nachholen, zu Abend essen, und dann ab ins Bett. An Heimspieltagen bin ich vor den Spielen jetzt entweder in den Vorlesungen oder im Büro, bevor es in die Halle geht. Da wir mit den Rhein-Neckar-Löwen auch in der Champions League unterwegs sind, ist unser Spielplan sehr straff. Dadurch kommt es vor, dass ich Vorlesungen oder Arbeitstage komplett verpasse. Die Reisen, die ich früher dafür genutzt habe, Staffeln zahlreichen Fernsehserien rauf und runter zu schauen, versuche ich nun mit Skripten fürs Studium zu füllen.

Freizeit habe ich wenig, doch das macht mir nichts aus. Am Ende ist alles irgendwie eine Frage der Organisation und des Willens. Mit dem Dualen Studium habe ich es nun geschafft, die Motivation und Zielstrebigkeit, die ich als Sportler bereits mitbringe, auch in mein Studium einfließen zu lassen. Etwas „Anderes“ neben dem Handball zu haben, hat neue Energie in mir freigesetzt. Es hat mich als Person weitergebracht. Mein Sport bestimmt zwar immer noch einen großen Teil meines Lebens, doch die Gewissheit etwas für mein Leben nach der Sportkarriere zu tun, sowie die Tatsache dabei neue Dinge und neue Menschen kennen zu lernen, gibt mir unglaublich viel Motivation.

//pg