Ein Visual Merchandiser oder kurz Merchandiser hat die Aufgabe, Schaufenster so in Szene zu setzen, dass möglichst viele Menschen in das Geschäft gelockt werden.

Dabei dekoriert er nicht einfach nur Schaufenster mit Bekleidung, Möbeln oder anderen Produktgruppen. Er entwirft zusammen mit dem Zentraleinkäufer ebenso Konzepte die auf Trends und äußerliche Begebenheiten, wie beispielsweise Weihnachten, abgestimmt sind. Auch die Ausstattung des Verkaufsraumes spielt eine Rolle. So wird dort nicht nur mit Schaufensterpuppen und ähnlichem gearbeitet. Farben und anderen Beeinflussungsfaktoren wie z.B. Licht oder Geruch werden ebenfalls genutzt. Kurz gesagt: alles, was Kunden anregt, Geld auszugeben, wird benutzt, um ein Schaufenster zu dekorieren.

 

Auch im Ladeninneren gilt dieses Prinzip. Neue Ware wird stets szenenreich und aufmerksamkeitserregend präsentiert. Zudem soll die Darstellung der Ware auf Schaufensterfiguren dem Kunden eine Vorstellung davon geben, wie die Ware getragen aussieht. Um die Ware möglichst perfekt anzupreisen, wird Kleidung oft mich Stecknadeln gesteckt, um z.B. den Eindruck zu erwecken, dass der Ärmel hochgekrempelt ist. Auch nutzt man Stecknadeln, um Bewegung in die präsentierte Ware zu bringen.

 

Der Beruf des Merchandisers hat seinen Ursprung in den 1890er Jahren. Zu dieser Zeit begannen Architekten Gebäude mit großen Schaufenstern zu bauen und ermöglichten so erstmals eine Warenpräsentation. In den 1920er bzw. 1930er Jahren wurden die Fenster immer prunkvoller gestaltet und der Beruf des Dekorateurs war geboren.

 

Zu Zeiten der DDR trug der Beruf die Bezeichnung „Gebrauchswerber“. Der Beruf war dort sehr angesehen und öffnete viele Türen. Eine Ausbildung dauerte zwei Jahre. Dabei wird zwischen Plakatmaler und Werbegestalter unterschieden. Bereits damals bestand der Beruf aus einem praktischen und einem theoretischen Teil. Zum praktischen Teil gehörte neben dem dekorieren von Kaufhäusern, Schaufenstern, sowie Kultur- und Veranstaltungshäusern auch die Plakatmalerei. Da es noch keine Computer gab, mussten alle wichtigen Ankündigungen mit Wasser- oder Plakatfarben von Hand auf Papier aufgezeichnet werden. Die Theorie wurde in der Lehrwerkstatt, heute etwa vergleichbar mit einer Berufsschule, gelehrt und wechselte wöchentlich mit der Praxis.

 

Seit der Wiedervereinigung bis zur Neustrukturierung der Lehrberufe trug der Beruf die Bezeichnung „Schauwerbegestalter“. Seit der Neugliederung lautet die neudeutsche Berufsbezeichnung „Visual Merchandiser“. Die Berufsbezeichnung ist aber nicht das Einzige, das sich verändert hat. So wurde beispielsweise die Plakatmalerei abgeschafft und durch digital visualisierte und ausgedruckte Ankündigungen ersetzt. Zusätzlich wird keine Unterscheidung mehr zwischen Werbemittelhersteller und Werbegestalter gemacht.

 

Der Computer ist für den Beruf des Merchandisers heutzutage genauso wichtig wie handwerkliches Geschick und Kreativität. Ohne Computer würde es viel zu lange dauern einheitliche Preise und Ankündigen zu schreiben. Zusätzlich werden handgeschriebene Schilder in der Gesellschaft heute eher als unprofessionell angesehen. Auch Klebeschriften für die Schaufenster würden ohne die neuen technischen Aspekte in diesem Berufsbild nicht existieren. Wir leben in einer immer schnelllebigeren und digitalisierten Welt. Die Ansprüche sind vollkommen verschieden zu den damaligen. Hätte man das Berufsbild nicht neu gestaltet, wäre der Beruf wohl ausgestorben.

 

Man darf gespannt sein, wie sich der Beruf des Merchandisers in Zukunft verändern wird. Vielleicht wird es ihn in ein paar Jahren nicht mehr geben, da Onlineshops Kaufhäuser in den Hintergrund gedrängt haben. Andererseits wird der Beruf des einstigen Schauwerbegestalters vielleicht erneut wie ein Phoenix aus der Asche des Merchandisers auferstehen und weiterhin bestehen bleiben.

 

Stefanie Nadine Baier/Kim Cheyenne Freund