„Wenn ich mal groß bin, möchte ich Künstlerin werden“

Das waren meine Worte, als ich noch zur Grundschule ging. Danach war Tierärztin mein Traumberuf. So wie fast jeder hatte ich zu Kindheitszeiten noch eine komplett andere Vorstellung von meinem Erwachsenenleben, als ich sie heute habe. Doch um ganz ehrlich zu sein: Mein jetziger Beruf stand damals auch schon einmal auf meiner Liste der besten Berufe, die ich mir damals ausmalen konnte.

Mein Name ist Salma. Ich bin 23 Jahre alt und befinde mich in meinem dritten und letzten Ausbildungsjahr zur Fotografin.

Dass ich künstlerisch begabt und kreativ bin, das habe ich schon sehr früh festgestellt. Schon als kleines Mädchen in der 5. klasse fing ich an, Bilder zu klecksen, die so manch einen 10. Klässler ins Staunen versetzt hätten. So war es damals auch kein Wunder, dass ich in der 11. Klasse Kunst als mein Leistungsfach wählte. Fotografie stand zu dieser Zeit auch auf dem Lehrplan. Damals hatte ich darauf – mal ganz unter uns – überhaupt keine Lust. Ich hatte auch keine sonderlich gute Note in diesem Lernfeld. Gerne oder viel fotografiert habe ich vorher auch nicht unbedingt. Und doch – Es macht mir jetzt riesig viel Spaß.

Meine kreative Ader und mein künstlerisches Talent unterstützen mich in meinem Beruf, denn klar: Ein Foto ist schließlich ein Bild und ein Bild muss erst einmal gestaltet werden, bevor es tatsächlich entsteht. Doch was viele vergessen: Fotografie ist ein Handwerk. Ein Handwerk, das ebenso gut zu erlernen ist, wie das Schreinern, das Mauern oder das Haare Schneiden. Wer also in seinem Leben noch keine Erfahrungen im Fotografieren gesammelt hat und selbst denkt, er sei nicht begabt, dem kann ich nur raten: Wenn du dich dafür interessierst, dann mach es doch einfach so wie ich. Ich habe zunächst ein Praktikum bei einem Fotografen in meiner Nähe absolviert. Wohl war ich ihm damals schon solch eine große Hilfe, dass er mir direkt einen Ausbildungsplatz anbot. Dieses Angebot nahm ich zwei Jahre später dann auch wahr, weil ich erst noch mein Abitur beenden wollte.

Als ich die Ausbildung begonnen habe, war ich erst einmal etwas enttäuscht. Ich hätte, glaube ich, in eine andere Zeit hineingeboren werden sollen: Analoge Fotografie, Fachkameras, Dunkelkammer, die ganze Physik, die eigentlich dahinter steckt… Das ist mein Metier. Stattdessen wird man mit digitaler Technik, Entwicklungsprogrammen, Photoshop, Sensor- und Druckertechniken, Colormanagement usw. zu bombardiert. Damit kann ich zwar gut umgehen, aber ich hatte einfach noch das ganze alte Zeug im Kopf und hatte mich darauf eben tierisch gefreut. Als ich feststellte, dass wir diese Sachen in der Ausbildung doch noch erlernen dürfen, wurde ich wieder zuversichtlich.

Wie funktioniert eigentlich Licht? Wie kann ich etwas Statisches dynamisch in Szene setzen? Wie werden Personen am besten fotografiert? Wie werden Gebäude perfekt dargestellt? Das sind alles Dinge, die man in meiner Ausbildung lernt und noch vieles mehr.

Spezialisiert habe ich mich zwar auf die Portraitfotografie, weil ich es immer wieder spannend finde Menschen in das richtige Licht zu setzen.

Doch, wenn alles so funktioniert, wie ich es mir vorstelle, dann werde ich in ein paar Jahren meinen eigenen Laden haben, der nicht nur die Fotografie beinhaltet. Denn die Fotografie ist zwar mein Beruf, doch meine Passion ist die Musik und die Kunst. Ich möchte mich gerne einmal um das Marketing von Künstlern und Musikern kümmern. Damit meine ich Coverfotos von Bands und Solo Artists, Reproduktionen von Kunstwerken und die Organisation um alles herum. Kunstwaren, Gemälde, Fotografien und Musik sollen dann auch mein Geschäft am Laufen halten. Ich möchte nämlich meinen Job genießen. Natürlich: Arbeit ist anstrengend, stressig, und oft auch eintönig. Doch kann man neben all dem seine Kreativität ausleben, dann wird das Leben umso bunter.