Was tun nach dem Schulabschluss?
Man tingelt hin und her zwischen Berufsberatung, Interessentest und Studientagen. Aber viel mehr als ein kleiner Schubs in eine bestimmte Richtung ist das meist nicht. Die Eltern liegen einem in den Ohren, man solle sich doch endlich bewerben. Und dazu kommt noch das flaue Gefühl der Ratlosigkeit.Wie soll man sich sicher sein, die richtige Entscheidung für den späteren Beruf oder gar sein ganzes Leben zu treffen?
Ich habe das alles gerade unmittelbar hinter mir.
Ich bin Lena, 20-jährige Abiturientin und angehende Studentin. Inzwischen ohne flaues Gefühl im Magen, dafür um viele Erfahrungen reicher.
13 Jahre hatte ich Zeit, mich ausgiebig mit meinen Stärken, Schwächenund Interessen zu befassen – und trotzdem war mir nach dem Abi nicht im Geringsten klar, was ich eigentlich wollte.
Die Unendlichkeit an Möglichkeiten war nicht nur toll, sondern auch ziemlich einschüchternd. Die Bewerbungsfristen für die Unis rückten näher, das flaue Gefühl wurde größer. Letztendlich traf ich den Entschluss, mich erst mal gar nicht zu entscheiden. Wieso etwas überstürzen, wenn man noch sein ganzes Leben vor sich hat? Mir war klar, dass ich wohl auch nur noch jetzt die Möglichkeit für eine „Auszeit“ vor dem Beginn der Studienzeit haben würde. Wenn nicht jetzt, wann dann? – Auf ins Ausland!
Es verschlug mich für drei wunderbare Monate in die USA. Mit unzähligen Erfahrungen und neuer Motivation im Gepäck ging ich das Thema Studium nun von einer anderen Seite an. Ich musste mir selbst ein Bild von dieser ominösen Berufswelt machen, um herauszufinden, in welche Richtung es überhaupt gehen sollte. Also recherchierte ich und erstellte eine Liste mit Praktika. Erste Etappe war ein Pharmakonzern aus der Metropolregion.
Ich hatte mich schon immer für Gesundheitspolitik und Gesundheitsmanagement interessiert. Gesagt, getan – schon machte ich meine ersten beruflichen Erfahrungen und wuchs täglich an neuen Aufgaben. Nach drei spannenden Monaten war meine Neugier aber noch lange nicht gestillt. Spannend fand ich immer den Umgang mit Medien.
Ja, ich weiß, es ist schon fast ein Klischee – „Irgendwas mit Medien“. Aber die Vorstellung, in einer flexiblen, kreativen Branche mit jeder Menge verschiedener Möglichkeiten zu arbeiten, minderte das altbekannte, flaue Gefühl.
Was hätte sich in dem Fall mehr angeboten als ein Praktikum beim Mannheimer Morgen? Also Bewerbung abgeschickt, die Finger gekreuzt – Zusage! In meinen zwei Monaten dort lernte ich alle verschiedenen Facetten einer großen Tageszeitung kennen. Von der Anzeigenaquise über den Druck bis zur Werbeagentur. Am Ende landete ich dann auch in der Redaktion vom „abgehn!“-Magazin.
Ich spürte, dass ich meinem Ziel näher kam. Zum Abschluss meines „Praktikum-Jahres“ wollte ich nun wissen, ob es wirklich die Werbebranche werden sollte.
Also bewarb ich mich bei einer großen Werbeagentur in Wiesbaden.
Nach der Zusage war ich sehr gespannt. Würde in den kommenden vier Monaten der Groschen fallen?
Umgeben von Art Direktoren, Projektmanagern und Grafikdesignern wurde mir klar: Es wird ein Studium der Kommunikationswissenschaft sein. Ich weiß nun genau, wo es hingehen soll.
Die ersten Unibewerbungen sind raus. All das dank vieler Praktika, neuer Erfahrungen und dem Wissen, dass man sich nicht von einem einfachen flauen Gefühl (oder den lieben Eltern) verunsichern lassen sollte. Was wohl eine der wichtigsten Lektionen war? Ich habe Marketingmanager mit abgeschlossenem Medizinstudium kennengelernt, Art-Direktoren, die Psychologie studiert und Grafikdesigner, die eine Ausbildung zum Tischler gemacht haben.
Zu sehen, dass man mit der Studienwahl keinen fest vorgegebenen Weg einschlägt, den man nie wieder verlassen kann, hat mir die Angst vor einer falschen Wahl genommen.