„Digitalisierung?“ Meist ist die Antwort der Politik, der Unternehmen und einiger Pädagogen auf diese Frage gleichermaßen reflexartig wie ähnlich: „Ja, möglichst ganz viel und am besten jetzt!“ Spätestens seit Erfindung des Internets, des Computers und der Smartphones hat die Digitalisierung ihren Weg in unseren Lebensalltag gefunden und ist eigentlich kaum noch wegzudenken. Aber wie nachhaltig ist die Digitalisierung eigentlich für Mensch und Umwelt?
Alles ist im Wandel
In Kürze kann man unterwegs einen Flug buchen, sich eine Pizza bestellen oder sogar auf digitalem Wege seinen Traummann oder seine Traumfrau finden. Aber auch in der Arbeitswelt verändert die „Industrie 4.0“, also die vierte industrielle Revolution, gerade so einiges. Die Idee dahinter ist, dass man mithilfe von intelligenten und digital vernetzten Systemen den gesamten Produktionsprozess optimiert und automatisiert. Sowohl körperliche als auch geistige Tätigkeiten können zunehmend von miteinander kommunizierenden Maschinen verrichtet werden. Wo früher ganze Armeen an Arbeitern hart schuften mussten, übernehmen heute wenige Geräte den Job. Die Digitalisierung ist der große Hoffnungsträger unserer Zeit. Technischer Fortschritt und smarte Technologien machen unser Leben bequemer und einfacher.
Nachhaltig konsumieren
Sie schont aber auch die Umwelt, indem bei der Herstellung Energie und Ressourcen eingespart werden. Die Steigerung von Effizienz kann aber auch ökologische Probleme verursachen. Durch sogenannte Rückkopplungs-Effekte kann es passieren, dass Einsparpotenziale durch Mehrverbrauch wieder wettgemacht werden. Durch die große Auswahl und die zur Verfügung gestellten Informationen im Internet haben Verbraucher die Möglichkeit, sich gezielt für nachhaltigere Produkte zu entscheiden und so Einfluss auf den Markt auszuüben. Was aber eben auch dazu führen kann, dass durch „smartes“ Online-Shopping in der Summe mehr über lange Wege hinweg bestellt wird und sich die Effekte zumindest ausgleichen.
Jedoch werden Konsumartikel selbst durch die Digitalisierung immer nachhaltiger, da viele von ihnen mittlerweile auch in digitaler Form erhältlich sind. Fahrscheine, Bücher oder Videospiele kann man heutzutage kaufen, ohne sie jedoch in körperlicher Form zu besitzen.
Falsche Hoffnungen?
Die Digitalisierung ist in Sachen ökologischer Vorteile nicht ganz unumstritten. So hat sich mit der Einführung des Computers nicht die Prophezeiung vom „papierlosen Büro“ bewahrheitet, ganz im Gegenteil: Es wird so viel Papier wie noch nie verbraucht. An den Stellen, wo Papier durch Smartphones, Tablets, E-Reader oder PCs eingespart wird, werden wieder andere Rohstoffe für die elektronischen Geräte benötigt, zum Beispiel Aluminium, Kobalt und Kupfer. Diese Ressourcen werden allerdings oft unter sehr schlechten Bedingungen in sehr armen Ländern auf der Welt geschürft. Man kann also festhalten, dass die Digitalisierung ihren ganz eigenen Bedarf an Rohstoffen hat.
Gerade bei digitalen Geräten wird zunehmend sogar bewusst und planmäßig die Lebensdauer verringert, was zu einem höheren Ressourcenverbrauch führt. Somit wird es immer schwieriger den Ressourcenbedarf der Wirtschaft in Einklang mit dem begrenzten Ressourcenvorrat der Erde zu bringen.
Ist die Digitalisierung ein Jobfresser?
Die Angst ist groß, dass Roboter und Computer viele Arbeitsplätze bald überflüssig machen. Laut einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung kann in Deutschland jeder vierte Job durch Maschinen ersetzt werden. Jedoch gibt es auch vorsichtigere Prognosen, die lediglich von jedem zehnten Arbeitsplatz ausgehen. Entscheidendes Kriterium hierfür ist vor allem, ob die Tätigkeit eher eine einfachere und leicht automatisierbare ist oder eher aus komplexeren und kreativen Aufgaben besteht. Besonders Arbeitsplätze von Geringqualifizierten werden folglich durch die Digitalisierung bedroht. Ein Fabrikarbeiter, der in der Fertigung arbeitet, ist wesentlich leichter zu ersetzen als beispielsweise ein Manager. Doch ganz so düster wird die Zukunft vermutlich nicht aussehen. Bisher hat der technische Fortschritt eher mehr Jobs erschaffen, als er vernichtet hat. Besonders in der IT-Branche entstehen immer mehr Jobs, besonders Fachkräfte werden händeringend gesucht. Man kann sagen, dass sich der Arbeitsmarkt eher verlagert und sich die Digitalisierung kaum merklich auf die Summe der Beschäftigung auswirkt.
Menschen gestalten die Zukunft, nicht die Maschinen
Die natürlichen Ressourcen und die Aufnahmekapazität der Erde für Schadstoffe sind begrenzt. Eine „nachhaltige Entwicklung“ zielt darauf ab, verantwortungsbewusst mit den endlichen Ressourcen umzugehen, damit heutige und künftige Generationen weltweit ein Leben in Würde – entsprechend ihrer Bedürfnisse – führen können. Für die Wirtschaft wird das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger, weil das ökologische Bewusstsein der Bevölkerung zunimmt. Den Menschen wird die Umwelt immer wichtiger und der Druck auf Konzerne steigt, wenn Forderungen der Bevölkerung immer lauter und gesetzliche Regelungen der Politik immer strenger werden. Schließlich ist die Digitalisierung kein Selbstläufer, der von ganz alleine dafür sorgt, dass nachhaltig gewirtschaftet wird. Statt euphorisch bei jeder digitalen Neuerung die Hände in den Himmel zu reißen, brauch es vielmehr eine durchdachte digitale Strategie und die Festlegung von umsetzbaren Zielen. Es sind wir Menschen, die Einfluss darauf haben, welche Richtung die Digitalisierung einschlagen soll. Wir haben (noch) die Möglichkeit unsere Zukunft selbst zu gestalten. Auf dass sie eine digitalisierte, aber nachhaltige sein möge.
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