Wie ich mich auf ein Vorstellungsgespräch am besten vorbereiten kann

Sandra Reljic ist Ausbildungsverantwortliche bei der Mannheimer Mediengruppe Dr. Haas GmbH. Im Interview erklärt sie, welche Einstellungskriterien ihr wichtig sind, wie sich Bewerber auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten können und warum „Ungeduld“ die falsche Antwort ist.

Wenn Sie Ausbildungsplätze ausschreiben, welche sind die für Sie relevanten Einstellungskriterien?

Da wir mit unseren Ausbildungsplätzen hauptsächlich junge Menschen ansprechen, die meist „nur“ einen schulischen Werdegang vorweisen können, spielen Noten eine entscheidende Rolle. Besonders großen Wert lege ich aber auf Praktika oder soziales Engagement. Vereinsmitgliedschaften oder Teamsportarten sind ebenso Kriterien, die darauf schließen lassen. Sehr wichtig ist für mich auch ein überzeugendes Anschreiben – warum interessiert sich der Bewerber genau für diesen Ausbildungsberuf? Warum möchte der- oder diejenige bei uns in der Mediengruppe eine Ausbildung machen? Viele Bewerbungsschreiben klingen oft sehr abgedroschen nach Massenabfertigung und Serienbrief. Uns kommt es darauf an, dass der Bewerber positive Eigenschaften wie „Teamfähigkeit“ oder „Pflichtbewusstsein“ nicht nur zu seinen Gunsten in die Bewerbung schreibt, sondern diese in seinem Leben auch schon bestätigen konnte.

Wie kann ich mich als Bewerber auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten?

Zum einen sollte man als Bewerber genau wissen, was das Berufsbild mit sich bringt – sprich sich über Ausbildungsinhalte, Voraussetzung und gegebenenfalls Ausbildungsdauer im Klaren sein. Zum anderen ist es ebenso wichtig, dass der Bewerber über das Unternehmen, bei dem er eine Ausbildung beginnen möchte, Bescheid weiß. Was ist das Kerngeschäft des Unternehmens? Wie groß ist das Unternehmen? Gibt es noch weitere Gesellschaften? Wie ist die Historie und Philosophie des Unternehmens?  Fast jedes Unternehmen hat heutzutage eine Firmenhomepage, über die man sich diese Informationen beschaffen kann.

Über die Stärken und was ein Azubi mitbringen muss, haben wir ja bereits gesprochen. Wie sieht es mit den Schwächen aus? Welche Antwort bekommen Sie von Bewerbern, wenn Sie nach den Schwächen fragen?

Die Standardantwort ist zu 85 Prozent die „Ungeduld“. Das ist leider das Einfallsloseste, was ein Bewerber sagen kann. Man hat sicherlich die ein oder andere Schwäche, die man auch bereit ist, in solch einer Runde preiszugeben. Da in Interviews meistens nach Stärken und Schwächen gefragt wird, sollte man vorher gründlich überlegen und sich selbst reflektieren. Wenn einem tatsächlich nichts einfällt, rate ich nahestehende Personen wie beispielsweise Eltern und Freunde zu befragen.

Bereiten Weiterführende Schulen ihre Schüler hinreichend auf ein Bewerbungsgespräch und das Berufsleben vor?

Es gibt sicherlich Schulen, die Bewerbertrainings für ihre Schüler anbieten. Doch manche Bewerber sind sehr unsicher und man merkt, dass sie noch gar nicht wissen, was auf sie zukommt. Im Rahmen der Azubi-Auswahl machen wir aber nicht das klassische Einzelinterview, sondern Gruppeninterviews mit einer Art kleinem Assessment-Center. Eine typische Aufgabe wäre beispielsweise, eine Präsentation über die eigene Person oder das Unternehmen zu halten. Dass solche Präsentationen in den Schulen geübt werden, fällt schon auf. Hier können sich einige Bewerber deutlich hervorheben.

Welche Tipps können Sie Schülern für Bewerbungsgespräche und das Berufsleben mitgeben?

Das A und O für ein Bewerbungsgespräch ist die gründliche Vorbereitung, so dass man nicht in das Interview hineinstolpert. Es lohnt sich, die Gesprächssituation im Rollenspiel vorher mit Eltern, Geschwistern oder Freunden zu üben. Zudem finde ich es außerordentlich wichtig, dass der Bewerber überzeugend und authentisch ist – auch im späteren Berufsleben.