„Holz ist ein nachhaltiger und CO2 neutraler Rohstoff.“ Das hat bestimmt jeder von uns mal so, oder so ähnlich schon gehört oder gelesen. Dieser Rohstoff wächst auch bei uns direkt vor der Haustür, im heimischen Wald. Für unsere Wälder sind die Försterinnen und Förster verantwortlich. Aber wie wird man eigentlich Förster und was gehört außer der Waldpflege sonst noch zu den Aufgabengebieten?

abgehn! hat Steffen Schemmann getroffen. Er ist Förster im hessischen Odenwald. Seine Antworten auf unsere Fragen findet ihr im folgenden Interview.

 

Herr Schemmann, warum sind Sie Förster geworden?

Ich war damals eines der ersten Waldkindergartenkinder Baden-Württembergs. Das hat mich nie losgelassen, ich war als Kind sehr gerne im Wald und draußen in der Natur. Deshalb habe ich für mich beschlossen, dass ich später in meinem Beruf auch gerne etwas in der Natur machen will. Dann habe ich mir gesagt, dass ich Forstwirtschaft studieren werde und es ausprobieren möchte. Bisher hat sich diese Entscheidung als goldrichtig für mich herausgestellt!

 

Wie wird man Förster? Was sind die Wege in den Beruf?

Grundvoraussetzung ist das Abitur oder eine Fachhochschulreife, das benötigt man für das Bachelorstudium Forstwirtschaft an einer Universität oder Fachhochschule. Der NC (Numerus Clausus) für das Studium liegt ca. bei 2,3. Je nach Andrang auch etwas höher oder niedriger. Im Anschluss an den Bachelor ist später auch ein  Masterstudium möglich. Ich habe an der Hochschule Rottenburg studiert, das Studium dort geht insgesamt über sieben Semester, davon sechs Semester Theorievorlesungen und ein Praxissemester in einem Forstbetrieb. Ein ein- bis zweimonatiges Vorpraktikum ist an vielen Hochschulen erwünscht. Generell ist Forstwirtschaft ein sehr praxisorientiertes Studium, die Studienfächer sind sehr breit gestreut, man hat Vorlesungen zu vielen verschiedenen Themen wie z.B. Waldbau, BWL aber auch Fremdsprachen. Der Werdegang zum Förster ist allerdings noch nicht mit dem Studium allein beendet: Nach dem Bachelor muss man entweder ein zweijähriges Trainee-Programm in Baden-Württemberg durchlaufen oder in anderen Bundesländer ein sogenanntes Anwärterjahr mit einer Staatsprüfung am Ende absolvieren, um im Staatsdienst arbeiten zu können. Bei einer Abschlussnote von unter 3,0 hat man gute Chancen, vom jeweiligen Bundesland übernommen zu werden.

 

Was sind Grundvoraussetzungen für den Beruf?

Bei der Arbeit wird man auch schon mal dreckig, da man auch bei schlechtem Wetter draußen arbeiten muss (lacht). Das Wichtigste ist, dass man Spaß an seiner Arbeit haben muss und im Team arbeiten kann, auch wenn man immer mal wieder alleine arbeitet. Ebenfalls wichtig ist eine gute Kommunikationsfähigkeit, da das Forstrevier wie ein kleines Unternehmen gemanagt werden muss. Man muss auf vieles achten und schauen, dass alles funktioniert: Von der Planung am Anfang über die Mitarbeiterführung zur Rechnungsstellung bis zur Zahlungserinnerung.

 

Was bereitet Ihnen an der täglichen Arbeit am meisten Freude?

Die tägliche Abwechslung in dem Beruf. Vom Liefern des Rohstoffs Holz bis zum Führen einer Kindergartengruppe durch den Wald. Jeder Tag ist anders! Darüber hinaus begeistern mich die vielfältigen Möglichkeiten, die der Rohstoff Holz bietet. Aus einem Baum können viele verschiedene Dinge entstehen: Zum Beispiel eine Tischplatte oder ein Buch und vieles mehr. Das fasziniert mich.

Der Rohstoff Holz bindet große Mengen Kohlenstoff, auch deshalb ist der Wald schützenswert. Wird das Holz als Bauholz oder zu Möbeln verarbeitet, wird der Kohlenstoff langfristig der Atmosphäre entzogen. Erst bei einer Verbrennung des Holzes wird dieser wieder freigesetzt. Aus diesem Grund ist der Rohstoff Holz CO2-neutral und deutlich nachhaltiger als Plastik.

 

Angesichts des heißen und trockenen Sommers 2018, beeinflusst der Klimawandel den Wald und Ihre Arbeit?

Der letzte Sommer wird uns die nächsten fünf Jahre noch beeinflussen. Schon alleine durch die massive Vermehrung der Borkenkäfer. Aufgrund der Trockenheit und der Hitze sind die Fichten sehr geschwächt worden, eine Baumart, die im Odenwald sehr häufig zu finden ist. Dadurch hatten es die Borkenkäfer leicht die Fichten zu befallen. Die befallenen Bäume müssen gefällt werden um den Befall anderer Bäume und damit letztlich das Sterben ganzer Wälder zu verhindern. Damit werden wir die nächsten Jahre noch zu tun haben. Durch die Trockenheit letzten Sommer stieg auch die Waldbrandgefahr bis hin zur zweithöchsten Warnstufe. Deshalb mussten mehrere Festivals abgesagt werden, unter anderem das „Sound-of-the-Forest-Festival“ hier im Odenwald. Das konnten viele Menschen nicht verstehen. In diesen Fällen zählt es dann zu unseren Aufgaben, die Bevölkerung zu informieren und zu sensibilisieren. Die Lage war wirklich kritisch, sonst hätten wir nicht zu diesen Maßnahmen gegriffen. Aber ein Festival, wo gefeiert, geraucht und gegrillt wird, und das alles in unmittelbarer Waldnähe, ist natürlich ein großes Risiko. In Nordhessen hat es letztes Jahr zu der Zeit sogar vereinzelte Waldbrände gegeben.

 

Was zählt sonst noch alles zu ihren Aufgabenbereichen?

Ein Förster hat ein vielfältiges Aufgabengebiet. Neben Verwaltungsaufgaben im Innendienst sind vor allem die Aufgaben im Außeneinsatz interessant. Hierzu zählen vorrangig: Holz verkaufen, die nächste Waldverjüngung planen und umsetzen, Pflege von Waldkulturen und Waldwegen, die Auswahl zu fällender Bäume und das Themengebiet Jagd. Weitere Aufgabenbereiche sind Waldpädagogik für Schulen und Kindergärten, Weiterbildung für die gesamte Bevölkerung, allgemeine Öffentlichkeitsarbeit zur Information der Bevölkerung, zum Beispiel das Ankündigen von Baumfällarbeiten. Der Naturschutz ist eine meiner wichtigsten Aufgaben. Auch bin ich für die Verkehrssicherung verantwortlich, Waldwege und Verkehrsstraßen durch Waldgebiete müssen natürlich frei von eventuell umgestürzten Bäumen sein. Daneben kümmere ich mich darum, dass die Erholungseinrichtungen im Wald, also Waldhütten und Waldbänke gepflegt und sicher sind, damit jeder eine schöne und angenehme Zeit im Wald hat.

 

Hat sich das Berufsbild des Försters in den letzten Jahren verändert?

Ja. Viele Menschen haben, wenn sie meinen Beruf hören, noch das alte Bild im Kopf: Lodenmantel, Dackel, Gewehr und Hut inklusive. Dem ist heute natürlich nicht mehr so. Ich verbringe ca. 50% meiner Zeit im Innendienst im Büro und arbeite ganz normal am Schreibtisch an meinem Computer. Auch das gehört zum Förster-Sein dazu. Aber auch die Arbeit im Wald hat sich durch die modernen Maschinen verändert. Durch große Maschinen und Technik kann man heute schnell und effizient Baumstämme im Wald transportieren. Wenn man sich 150 Jahre zurückerinnert, damals musste man die Stämme noch per Pferd bewegen. Der technische Fortschritt macht also auch vor meinem Beruf nicht halt. Aber darin liegt ja auch eine große Chance.

 

Herr Schemmann, vielen Dank für Ihre ausführlichen Antworten!

//tb