Wer träumt nicht davon: einmal WEG! Weg von Zuhause, weg von dem Alltäglichen, einfach mal woanders sein. Das geht am besten mit einem Jahr im Ausland nach dem Abitur.

Viele der frisch gebackenen Schulabgänger gehen nach Neuseeland, Australien, Amerika oder England und Irland. Kaum sind die Prüfungen vorbei, beginnt die freie Zeit. Viele beginnen ein Studium oder eine Ausbildung, machen ein FSJ oder jobben ein Jahr lang. Mittlerweile ist es ganz normal, erstmal ein Jahr zu „pausieren“ bevor der Berufsalltag losgeht. Ob die Eltern immer viel davon halten und bereit sind, einem zu unterstützen, ist eine andere Sache…

Dennoch bin ich überzeugt, dass dir ein solches Jahr sehr viel bringt und es durchaus sinnvoll ist eine Weile weit weg von Zuhause zu sein. Es benötigt Mut und Selbstvertrauen, sich auf solch eine weite Reise zu begeben. Natürlich kann man sagen es sei Zeitverschwendung, aber wieso ist diese Zeit verschwendet, wenn man immense Lebenserfahrung sammeln kann und sich weiter entwickelt? Eben.. Sind wir doch mal ehrlich, nur weil man seinen Abschluss in der Tasche hat, weiß man doch noch lange nicht wohin bzw. in welchen Beruf man möchte. Dieses eine Jahr ist eine große Chance, sich selbst kennen zu lernen und die Welt mit anderen Augen zu betrachten. Es wird dir vielleicht nicht DEN Traumberuf vorhersagen, aber es wird dich prägen, deinen Horizont erweitern und dir genügend Selbstvertrauen geben, um danach für dich richtige Entscheidungen treffen zu können.

Nun die Frage: Was könntest du im Ausland machen und wo ist es für dich am sinnvollsten? „Work and Travel“ oder „Au-pair“ oder am allerliebsten nur „Travel“? Aber was, wenn der Geldbeutel solch eine Reise nicht hergibt? Angeblich braucht man dafür nicht allzu viel Geld? Hast du dir schon einmal genauere Gedanken gemacht, was man alles benötigt? Und wie sieht es am Ende mit den Finanzen wirklich aus? Wenn du schon einmal ein langes Wochenende auf eigene Faust unterwegs warst, weißt du vielleicht, wie schnell ein Sümmchen zusammen kommt, obwohl du es nicht eingeplant hattest. Unterkunft, Verpflegung, Fahrtkosten und die eigenen Fixkosten wie Handy, Versicherung und Sparauftrag (also alle Kosten, die regelmäßig anfallen) sollten nicht außer Acht gelassen werden. Zudem ist es zu empfehlen, einen Puffer zu haben.

MEINE STORY
In meinem Fall hieß es: ich könne das gerne machen, aber ich müsse selbst schauen, wie ich es finanziere. Eine große Herausforderung… Nach meinen ersten Recherchen wurde mir relativ schnell klar: Das wird ganz schön kostspielig. Allein die Flüge kosteten Unmengen an Geld, das man mit 19 Jahren nicht unbedingt hat. Es gibt Organisationen, die helfen, solch ein Jahr vorab zu planen und sie stehen einem bei Problemen vor Ort zur Seite. Allerdings sind sie unglaublich teuer – allein für die Anmeldung bei einer Agentur sollte ich 200 Euro Gebühr bezahlen. „Ohne mich!“, dachte ich mir und machte mich an die Arbeit, mein Auslandsjahr selbst zu organisieren. Viele Messebesuche und unzählige Prospekte später kam ich zu dem Entschluss: Ich muss in dem jeweiligen Land auf jeden Fall regelmäßige Einnahmen haben.

„MONEY, MONEY, MONEY!?!?“
Nach einigen gescheiterten Jobanfragen bei ausländischen Unternehmen, stand für mich fest: Ich werde Au-pair! Anfangs nicht meine erste Wahl, aber wieso auch nicht? Man ist in einer Familie, hat direkt Anschluss und bekommt aus dem „echten“ Leben der Familien die Landeskultur mit. Ein bisschen Erfahrung durch Babysitten hatte ich schließlich auch, und somit erschien mir die Idee sehr passend. Recht schnell wurde ich online fündig. In einem Netzwerk für Au-pairs melden sich die Familien an und beschreiben, wie sie so ticken, was ihnen an einem Au-pair wichtig ist und listen die Rahmenbedingungen, wie Bezahlung, Unterkunft, Arbeitszeiten usw. auf. Geprägt von Zweifeln und eisernem Durchsetzungswillen machte ich mich auf die Suche, nach einer passenden Familie.

Euphorie! Alles schien zu funktionieren!
400€ Euro im Monat!!!

Nach langem Suchen schrieb ich einige Familien an und konnte tatsächlich eine Familie für mich gewinnen. Ab und zu musste ich nochmals nachhaken, ob es jetzt sicher sei, dass ich kommen könne. Da die Mutter viel zu tun hatte, vergaß sie oft ihre Mails zu checken. Mein Rat: Nicht abschrecken lassen, hartnäckig bleiben! Sechseinhalb Monate Irland – 400€ Bezahlung/ Monat – zwei Jungs im Alter von drei Jahren – eigenes Bad direkt am Zimmer – die Mutter arbeitete selbst nur drei Tage in der Woche. Euphorie! Alles schien zu funktionieren! 400€ im Monat!!! Flug gebucht, Auslandskrankenversicherung abgeschlossen, Vertrag im Fitnessstudio stilllegen lassen, Koffer gepackt und drei Tage nach dem Abschlussball losgeflogen.

Und nun aufgepasst!
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Vater eine schwere Behinderung hatte, die Gastmutter zwar drei Tage die Woche arbeitete, ich aber dennoch sechs Tage arbeiten musste. Somit hatte ich nicht so viel Freizeit wie ich angenommen hatte. Das Haus war ländlich gelegen. Da es nur ein Auto gab und die Familie es für Notfälle benötigte, konnte ich nur selten in die Stadt oder zu Au-pair-Treffen. „Na toll! Und dann noch dieser Akzent… Ich habe kein Wort verstanden.“ Der Anfang war echt hart und mir fiel es nicht so leicht, mich daran zu gewöhnen. Mit der richtigen Vorbereitung passiert einem so etwas aber nicht. Eine Agentur halte ich dennoch nur für notwendig, wenn man es sich selbst nicht zutraut alles zu organisieren. Wer Spaß an der Vorbereitung hat, schafft es sicherlich auch ohne Agentur. Wir sind dir dabei behilflich. (Checkliste s. unten)

Na toll! Und dann noch dieser Akzent…
Ich habe kein Wort verstanden.

Und der Lerneffekt ist enorm. Du lernst nicht nur unglaublich viel über dich selbst, wie du in einer anderen Umgebung tickst, wie du mit fremden Menschen unter einem Dach zusammen lebst und wie du mit all dem Neuen umgehst; sondern du lernst auch mit unerwarteten Situationen alleine zu recht zu kommen.

Du kannst im Ausland nicht deine Eltern nach Rat fragen oder komplexe Sachverhalte in der Sprache des Landes schnell erklären. Du bist auf dich gestellt und darauf angewiesen, dass du in schwierigen Situationen oder bei Konflikten einen klaren Kopf behältst. Klingt erstmal erschreckend, ist aber eine wunderbare Erfahrung. Du gewinnst an Selbstvertrauen und lernst ganz neue Seiten an dir kennen.

Du wirst merken, dass es gar kein Problem ist neue Leute kennenzulernen, auf Menschen zu-zugehen oder der Gastfamilie auch mal die Meinung zu sagen und eigene Vorschläge einzubringen. Du wirst deine Kenntnisse in der Sprache verbessern und dir vielleicht sogar einen landesüblichen Akzent aneignen. Du wirst eine andere Kultur kennenlernen und setzt dich kritisch mit dieser und deiner eigenen auseinander. Du wirst viele tolle Dinge erleben, aber genauso wirst du es zu schätzen lernen, wie gut es dir in deiner Familie und deinem bisherigen Leben in Deutschland geht.

Auch die Distanz zur Familie wird dir zeigen, wie wichtig deine Familie für dich ist und wie schön es ist, dass es sie gibt. So eine abwechslungsreiche Zeit ohne Verpflichtungen ist unersetzlich. Die Zeit wirst du wahrscheinlich in dieser Form nicht mehr so schnell haben können. Wenn du erst einmal eine Ausbildung oder ein Studium begonnen hast, wirst  du wahrscheinlich direkt danach in dem Beruf tätig werden. In dieser Zeit zieht man oft in die erste eigene Wohnung und kauft sich vielleicht ein Auto. So wird es immer schwieriger eine solche Auszeit zu nehmen, da du dann nicht
nur laufende Kosten hast, die gedeckt werden müssen, sondern auch Verpflichtungen gegenüber deinem Arbeitgeber. Somit fällt es nicht so leicht, alles aufzugeben. Nach dem Abitur gibt es diese
Dinge nicht. Der perfekte Zeitpunkt für einen Tapetenwechsel!

Anbei haben wir euch eine Checkliste zusammengestellt, was ihr auf jeden Fall bedenken solltet. Der Austausch mit der Familie und den Freunden zuhause ist sehr wichtig, da diese auch immer wieder neue Gedankengänge mit einbringen, an die man selbst noch nicht gedacht hat.

//vd

Tipp
Unser Blog-Artikel „Schüleraustausch? – Ein klares Ja!“ könnte Dich auch interessieren.

Weitere Informationen:
www.aupairworld.com
www.aupair.com
www.global-au-pair.com

Checkliste

Finanzielles

  • Finanzieller Rückhalt
    (Sparkonto)
  • EC-Karte/ Kreditkarte im Ausland
    (Kosten bei Abhebung checken)
  • Überweisungen im Ausland
    (Online Banking)
  • Aktuelle Verträge in Deutschland
    (Sportverein, Handyvertrag evtl. stilllegen)

Gesundheit und Rechte

  • Krankenversicherung im Ausland
  • Impfungen notwendig im jeweiligen Land
  • Visa notwendig
  • Bestimmungen/Richtlinien für Einreisende

Familie und Rahmenbedingungen

  • Arbeitszeit und deine Aufgaben
    (gegebenenfalls auch Hausarbeit)
  • Unterkunft
    (Wo schlafe ich, wo dusche ich?)
  • Freizeitgestaltung
  • Auto oder Öffentliche Verkehrsmittel
    (sind Bus und Bahn in der Nähe und sicher?)
  • Aupairs in der Nähe
    (Möglichkeit des Kennenlernens?)
  • Bezahlung
  • Gastfamilie über Allergien
    oder bestimmtes Essverhalten informieren
  • Tiere im Haushalt
  • Option für Sprachschule oder bestimmtes Hobby
  • Urlaub in der Zeit
    (Zeit um Land zu erkunden)